- By Ralf Spoerer
- Published 16 Okt 2014
Fujifilm X30 – Digitale Kompaktkamera im Retro-Look
Das Fotobuch zur Fujifilm X30 habe ich fertig geschrieben! Es wird Ende Februar im Buchhandel und bei Amazon erhältlich sein.
Die Erfolgsgeschichte geht weiter: Nach den beiden Modellen Fujifilm X10 und Fujifilm X20 – zu denen ich auch ein Fotobuch geschrieben habe – ist nun das Nachfolgemodell X30 da. Neben einem etwas veränderten Design zu dem ich später noch komme, sind auch zahlreiche technische Verbesserungen im neuen Modell. Bei zwei Punkten hat Fuji allerdings auf alt bewährtes zurückgegriffen: Das Objektiv und den Sensor. Gerade zweiterer dürfte für Enttäuschung bei einigen Fotografen sorgen.
Sensor und Objektiv
Viele hatten hier gehofft, dass Fuji mit dem neuen Modell auch einen größeren Sensor verwendet. Sony macht es mit der RX100 M3 vor, dort sorgt ein 1"-Sensor für die ausgezeichnete Bildqualität. Immerhin hat deren Sensor eine Größe von 13,2 x 8,8 Millimeter, der der Fuji bringt es gerade mal auf 8,8 x 6,6 Millimeter – ist also halb so groß. Aber es geht noch größer: Panasonic hat in seine neue LX100 sogar ein Modell mit einem Micro-Four-Third-Sensor mit den Abmessungen 17,3 x 13,0 Millimeter vorgestellt. Für die X30 könnte es schwer werden, seine Fans bei Laune zu halten. Zumal die LX100 ebenfalls im Retro-Look daher kommt, auch einen elektronischen Sucher hat und nur beim Objektiv etwas hinter der Fujifilm liegt.
Hier bietet die Fujifilm einen Brennweitenbereich von 28 bis 112 Millimeter – wie schon die X10 und X20 – und eine Lichtstärke von f2.0 bis f2.8. Die Panasonic hat zwar etwas mehr Weitwinkel mit einer Brennweite von 24 Millimetern, kommt aber im Telebereich nur auf 75 Millimeter. Bei der Lichtstärke sind die Unterschiede nur gering, hier geht die LX100 von f1.7 bis f2.8. Werfen wir der Vollständigkeithalber noch einen Blick auf die RX100 M3: Deren Brennweitenbereich geht von 24 bis 70 Millimeter bei einer Lichtstärke von f1.8 bis f2.8. Hier die Daten noch mal im Überblick:
Kamera | Sensorgröße | Megapixel | Brennweite | Blende |
Fujifilm X30 | 8,8 x 6,6 Millimeter (58 Quadratmillimeter) | 12 Megapixel | 28 bis 112 Millimeter | f2.0 - 2.8 |
Panasonic Lumix LX100 | 17,3 x 13,0 Millimeter (225 Quadratmillimeter) | 12 Megapixel | 24 bis 75 Millimeter | f1.7 - 2.8 |
Sony Cybershot RX100 M3 | 13,2 x 8,8 Millimeter (116 Quadratmillimeter) | 20 Megapixel | 24 bis 70 Millimeter | f1.8 - 2.8 |
Bleibt ein Punkt, mit dem die Fuji punkten kann: Der Preis. Während die X30 für 549 Euro über die Theke des Fotohändlers wandert, schlägt die Sony RX100 M3 mit rund 800 Euro zu Buche und die LX100 von Panasonic sogar mit 899 Euro. Allerdings bietet die im Videobereich auch 4k – für den, der's braucht.
Elektronischer Sucher
Kommen wir zur weiteren Ausstattung der X30. Ein wichtiger Punkt – und einer auf den ich nicht verzichten würde – ist der Sucher. Während die X20 mit einem optischen Sucher ausgestattet ist, geht die X30 einen Schritt weiter und sorgt mit einem elektronischen Sucher für Durchblick. Der hat eine Auflösung von 2,4 Millionen Bildpunkten und macht mächtig Eindruck. Das Bild ist extrem fein und präzise. Die Farbwiedergabe ist klasse und weder Schlieren oder Flackern sind zu sehen. Das Bild ist groß und natürlich können auch die Menüs im Sucher angezeigt werden. Damit lassen sich alle Kameraeinstellungen auch bei hellem Sonnenlicht bequem erledigen, ohne den Kontrollbildschirm bemühen zu müssen. Selbstverständlich ist der Sucher mit einer Dioptrienkorrektur ausgestattet.
Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt: Ist denn ein elektronischer Sucher überhaupt so gut wie ein optischer? Hier muss man zwischen verschiedenen Faktoren unterscheiden. Bleibt man bei Kompaktkameras, so haben hier praktisch alle optischen Sucher den Nachteil, dass sie eine Parallaxe haben. Das heißt: Der Bildausschnitt, den man im Sucher sieht, entspricht nicht exakt dem, den man auch aufnimmt. Besonders im Nahbereich können die Abweichungen erheblich sein. Dafür sieht man durch den optischen Sucher ein – im wahrsten Sinne des Wortes – glasklares Bild. Ein Nachteil des optischen Suchers: Es lassen sich nur bestimmte Kameraeinstellungen einblenden und Menüs werden gar nicht angzeigt. Hier spielt der elektronische Sucher seine Vorteile aus. Er ist im Prinzip wie der Kontrollbildschirm auf der Kamerarückseite nur eben in klein und mit einem Okular versehen. Auf ihm kann all das angezeigt werden, was auch auf dem Bildschirm zu sehen ist. Das gilt eben auch für Menüs oder Quick-Menüs. Das ist besonders dann hilfreich, wenn das Umgebungsllicht besonders hell ist, und man auf dem Kontrollbildschirm kaum noch etwas erkennen kann. Ein Nachteil der elektronischen Sucher bekommt mit dem technischen Fortschritt immer weniger Bedeutung: Das pixelige Bild. Hatten solche Sucher früher noch Auflösungen von 400.000 Bildpunkten, so haben top Sucher heute Auflösungen von 2,4 Millionen Pixeln. Damit ergibt sich ein extrem gleichmäßiges und homogenes Bild. Es kommt dem eines optischen Suchers schon sehr nahe. Weiter Nachteile, wie zeitliche Verzögerung, Flackern und Nachzieheffekte, gibt es bei modernen Suchern praktisch gar nicht mehr. In meinen Augen überwiegen die Vorteile eines elektronischen Suchers inzwischen deutlich gegenüber einem optischen Sucher.
Kontrollmonitor
Außer beim Sucher hat sich auch etwas beim Kontrollmonitor getan. Der ist nun nicht mehr fest verbaut, sondern lässt sich ausklappen. Nach wie vor hat er eine Diagonale von 7,6 Zentimetern und einen Auflösung von 920.000 Bildpunkten. Aber: Es ist kein Touchscreen. Da der Monitor mit der Halterung etwas größer geworden ist – nicht der Bildschirm an sich – sind die Tasten links neben dem Bildschirm weggefallen. Dort waren bei der X20 noch vier Tasten, mit denen verschiedene Einstellungen direkt aufgerufen werden konnten. Wie Fujifilm den Wegfall der Tasten kompensiert, beschreibe ich später im Abschnitt Bedienung.
Video
Ein weiterer Punkt, der bei der X20 für etwas Kritik sorgte: Die Videofunktion. Nicht zeitgemäß, keine gute Qualität war hier die häufigste Kritik der Fotografen. In diesem Punkt legt die X30 nun deutlich zu. Die Neue kann nun auch Full-HD (1920 x 1080 Bildpunkte) mit Bildwiederholraten von 60p/50p/30p/25p/24p aufnehmen. Bei vielen anderen Kameras, unter anderem Panasonic und Sony, kann man zwischen den Formaten MP4 und AVCHD umschalten. Nicht so bei der Fuji, die nimmt immer im gleichen Format auf: MOV mit dem H.264-Codec. Die Datenrate beträgt 36 Mbps und liegt damit über der normalen AVCHD-Datenrate von 28 Mbps. Da die Videodateien nicht im AVCHD-Format geschrieben werden, befinden sich die Dateien nicht in einem sogenannten Container, sondern direkt im DCIM-Ordner, wo sich auch die Bilddaten befinden. Die Datei-Endung ist .MOV. Wie gut die X30 in der Disziplin Video abschneidet, wird mein Test zeigen. Und die Fuji hat harte Konkurrenz, denn die RX100 M3 kann mit den gleichen Bildwiederholraten im neuen XAVC S-Format aufnehmen, das sogar eine Datenrate von 50 Mbps hat. Noch einen oben drauf setzt – wie bereits erwähnt – die LX100, die sogar im 4k-Format mit 100 Mbps aufnehmen kann.
Ausstattung
Was gibt's sonst noch Neues bei der X30? Eine neue Filmsimulation namens "Classic Chrome" und einen neuen Akku. Hier hat sich Fujifilm wohl die Kritik der Fotografen zu Herzen genommen, die über extrem kurze Akku-Laufzeiten klagten. Die X30 soll nun deutlich länger durchhalten, als die X20. Mit an Bord ist übrigens wieder ein WLAN-Modul zur Übertragung der Bilder und zur Fernsteuerung der Kamera. Ach ja, wie die Kamera eingeschaltet wird, dürfte ja bereits bekannt sein: Mit einem Dreh am Objektivring. Außer diesem Ring hat die X30 nun noch einen weiteren Ring am Objektiv. Damit lassen sich verschiedene Einstellungen blitzschnell ändern. So kann beispielsweise mit einem Dreh zwischen den verschiedenen Filmsimulationen gewählt werden oder die Blende in der manuellen Einstellung angepasst werden. Ein sehr schönes und praktisches Detail der neuen X30.
Noch ein Wort zum Design: Hier ist bei der X30 vorsichtig Hand angelegt worden. Auffällig sind die Änderungen vor allem auf der Vorderseite. Da hier die Linse für den optischen Sucher wegfallen konnte, ist die Front klarer und aufgeräumter geworden. Die obere Linie der Kamera ist nun nicht mehr waagrecht abgetrennt, sondern verläuft in einem kleinen Bogen. Der Griff geht nicht mehr komplett nach oben durch, sondern endet in einem leichten Bogen unterhalb der oberen Linie. Etwas weniger auffällig und damit auch dezenter ist der Umschalter der Autofokus-Modi geworden. Er befindet sich immer noch auf der von vorne gesehen rechten Vorderseite der Kamera, ist aber nicht mehr so dominant. Mir gefällt das neue Outfit sehr gut. Die Kamera liegt gut in der Hand und der überarbeitete Griff fühlt sich gut an.
Hier noch mal die wichtigsten Punkte der Fujifilm X30 (Verbesserungen gegenüber der X20 – Foto rechts – sind rot hervorgehoben):
- 12 Megapixel 2/3-Zoll Sensor
- 4fach optischer Zoom 28 bis 112 Millimeter f2.0 - 2.8 per mechanischem Zoomring einstellbar
- Drehring am Objektiv für schnelle Einstellung verschiedener Funktionen
- Elektronischer Sucher mit 2,4 Millionen Bildpunkten Auflösung
- Klappbarer Kontrollmonitor mit 7,6 Zentimeter Diagonale und 920000 Bildpunkten Auflösung
- Full-HD-Videos mit 60p/50p/30p/25p/24p und einer maximalen Bitrate von 36 Mbps
- Eingebautes WLAN-Modul
- Neuer Filmsimulations-Modus "Classic Chrome"
- Stärkerer Akku für mehr Aufnahmen pro Ladung
Das Finale – Mein Fazit
Die X30 hat inzwischen erhebliche Konkurrenz bekommen mit der Sony RX100 M3 und der Panasonic LX100. Klar hat die X30 immer noch den Pluspunkt des gelungenen Designs und des moderaten Preises. Aber ob die X30 an die Erfolge der Vorgängermodelle anknüpfen kann, ist fraglich – die Mitbewerber haben nicht geschlafen. Und dass die X30 immer noch den recht kleinen Sensor hat, dürfte nicht gerade ein Pluspunkt sein. Hinsichtlich der übrigen Ausstattung hat die X30 ordentlich zugelegt und vor allem der elektronische Sucher ist ein großer Schritt nach vorne. Auch der Klappmonitor ist ein nettes Plus auf der Habenseite. Dass die Bildwiederholraten und Datenraten beim Video nun auch angepasst wurden, war überfällig. Bleibt zu hoffen, dass die X30 in meinem Test auch das hält, was das Datenblatt verspricht. Bei einem Punkt wird es sicher keine Überraschungen geben: Der Bildqualität.
Plus- und Minus-Punkte der Fujifilm X30 in der Übersicht:
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Vorteile |
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Nachteile |
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